Tonga, das Land der Flughunde und Bastmatten

In Tonga findet zur Zeit das „Vava’u Blue Water Festival“ statt, das offensichtlich von den grossen Marinas und Werftbetrieben in Nord-Neuseeland organisiert und gesponsert wurde. Sogar ein paar Grenzbeamte waren da, die die komplizierten neuseeländischen Einreiseformalitäten erläuterten und Fragen beantworteten. Es drängt sich der Eindruck auf, die haben es für die Segler so bürokratisch und kompliziert gemacht, dass den Betrieben rund um den Wassersport die Kundschaft wegblieb und jetzt müssen sie gegen ihr negatives Image ankämpfen. Viele Anforderungen kennen wir ja schon aus Chile, kein Obst und Gemüse, kein Fleisch, keine Milchprodukte, kein Honig, keine Samen, etc. … aber in Neuseeland wird auch das ganze Schiff genauestens inspiziert. Das Unterwasserschiff muss picobello sauber sein und es dürfen sich keine blinden Passagiere an Bord befinden, auch nicht, wenn sie schon tot sind. Unser blinder Passagier, ein kleiner Tropenfisch, der sich in Hao in unserem Ruderblatt einnistete und der uns seither begleitete – das sind mehrere tausend Meilen! – hat uns kürzlich in Port Maurello verlassen. Wir hoffen, er hat sich zu seinen Artgenossen, die dort in Massen rumschwammen, gesellt. Ich hatte eh in letzter Zeit den Eindruck, er blickte mich etwas einsam an, wenn ich über die Badeleiter aus dem Wasser stieg. Aber kaum war der Fisch weg, fand ich eine grosse rote Ameise zwischen unseren Büchern. Alarm! Womöglich eine rote Killerameise, wie kommt die an Bord? Und haben sich womöglich noch weitere Genossen zu uns geflüchtet? Dies würde ein Einreiseverbot für Neuseeland nach sich ziehen. Zum Glück haben wir noch etwas Zeit zum Suchen, Putzen und Ausmisten, denn es müssen alle Federn, alle Korallen, Knochen und viele andere Fundstücke unserer langen Reise ausgemistet werden. Wie Schade.


Vava’u ist für die Neuseeländer das was das Mittelmeer für die Europäer ist, ein tolles Segelrevier mit warmem Wasser, in dem viele „Kiwis“ die kalten Wintermonate verbringen. Die Ankerbuchten sind entsprechend voll. Wir müssen uns jedenfalls noch an den Andrang gewöhnen. Das gilt auch für die Restaurants und Bars in Neiafu, die im übrigen fast alle von Neuseeländern betrieben werden.
Der größten touristischen Attraktion Tongas, das Schwimmen mit den Walen, können wir allerdings nichts abgewinnen. Jeden Tag fahren schwer motorisierte Boote raus aufs Meer, um die hier kalbenden Walmütter und ihre Babys zu verfolgen. Angeblich dürfen dies nur ausgebildete Führer machen, die die Tiere nicht in ihrem Lebensumfeld stören. Wer’s glaubt wird selig. Als wir in Port Maurello ankerten kam ein Walbaby ganz dicht an unsere Kalibu heran und schwamm auch die anderen Boote ab. Wir hatten den Eindruck, es war auf der Suche. Nirgends konnten wir einen zweiten Wal entdecken, also auch keine Mutter. Mögliche Horror-Szenarien in denen motorisierte Speedboote vorkommen, drängen sich auf. Alles nur Spekulation … Wir erfreuen uns stattdessen an unseren aufblasbaren Kajaks, die wir intensiv nutzen, beobachten Singvögel, Schmetterlinge und putzige Flughunde und lauschen den Zikaden am Abend. Nach der langen Zeit in den extrem artenarmen Atollen französisch Polynesien ist dies eine willkommene Abwechslung.

Die Bewohner der „Friendly Islands“ sind häufig sehr arm, extrem konservativ und durchweg gläubig. Ersteres bringt die parlamentarische Monarchie wohl so mit sich. Zweites wurde den Menschen von den Missionaren eingetrichtert. Den Sonntag verbringt man in der Kirche und mit der Familie. Baden und Arbeiten sind verboten. Die Tongaer tragen gerne die schon erwähnten Bastmatten um ihren Bauch über einem gewickelten Rock, Männer wie Frauen. Auch der König macht da keine Ausnahme.
In Port Maurello treffen wir die Segelyacht Infinity Expedition, die dem Deutschen Clemens gehört und zur Zeit von dem Neuseeländer Craig für seine Floating Foundation gechartert wird. Nächstes Ziel der SY Infinity ist die Arktis.
http://infinityexpedition.org/
Viele Freiwillige haben sich dort, bei der Floating Foundation, mit hehren Zielen zusammengefunden, den Status der Mikroplastik-Verseuchung rund um Tonga zu erforschen und die ländliche Gesundheitsversorgung zu unterstützen. Es wird viel und hart gearbeitet, aber der Spass bei der Sache kommt auch nicht zu kurz, haben wir festgestellt. Craig entpuppte sich bei der abendlichen Talentshow als echter Comedystar.
http://www.floatingfoundation.net/
Zoe und Leonard haben ihre Freude an Clemens, der mit immer neuen wunderbar aufwendig und etwas altmodisch gedruckten Büchern aus seiner Jugendzeit ankommt. Womöglich gewinnt man damit die Herzen der zukünftigen Volunteers 😉

Hier noch der link zu der Webseite des Künstlers Jeremy McKane, der die Wale vor Vauva’u beobachtet und fotografiert hat:  lucidproject.org  oder auf facebook-underwaterfashion

 

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