Patagonien Light

Der Herbst ist in Patagonien angekommen und wir finden, der sieht fast so aus wie in Deutschland. Hagebutten und Wacholderbeeren gibt es in Massen. Die Buchen färben sich goldrot und dazwischen zeigt sich die ein oder andere gelbe Birke. Der Nebel liegt morgens in den Tälern und die Wolken hüllen die Berge grau in grau. Nur Fuchsien und Bambus, die uns seit Puerto Eden stetig begleiten, machen deutlich, wir sind in Patagonien, im Nahuel Huapi National Park um genauer zu sein. Benannt nach dem grössten und tiefsten See des Lake Districts.

Auch wenn es bei unseren Wanderungen an spektakulären Ausblicken nicht mangelt, ist der Titel „Patagonien Light“ meiner Meinung nach mehr als passend. Warum? Ganz einfach, man kann hier wieder ganz normal wandern und kommt leidlich voran. Je nachdem wie viele Höhenmeter man sich vorgenommen hat. …

Südlich von Puerto Montt hingegen, da wo wir mit Kalibu die letzten drei Monate verbracht haben, erstreckt sich ein nahezu undurchdringlicher Regenwald. Das hat diesen Teil Südamerikas bislang vor Eingriffen von Menschenhand weitestgehend bewahrt. Wir haben es immer mal wieder versucht uns durch den Wald voran zu arbeiten und sind trotz Machete und Gummistiefeln meist nicht allzu weit gekommen. Vielerorts fehlen auch ganz einfach die Tiere, die in anderen Regionen ihre Pfade durch die Landschaft bahnen und das Unterholz im Zaum halten. Die Landausflüge gestalteten sich entsprechend kurz. Nur auf den äusseren Inselgruppen der chilenischen Kanäle sorgen Wind, Regen und Wellen dafür, dass die Bäume so etwa Bonsaigröße erreichen und Moose, Flechten und Farne nur in geschützten Lagen wuchern.

Man kann es kaum treffender als Darwin beschreiben. „The forest commences at the line of high-water mark, and during the first two hours I gave over all hopes of reaching the summit. So thick was the wood, that it was necessary to have constant recourse to the compass; for every landmark, thought in a mountainous country, was completely shut out. In the deep ravines the death-like scene of desolation exceeded all description; outside it was blowing a gale, but in these hollows not even a breath of wind stirred the leaves of the tallest trees. … In the valleys it was scarcely possible to crawl along, they were so completely barricaded by great mouldering trunks, which had fallen down in every direction. When passing over these natural bridges, one’s course was often arrested by sinking knee deep into the routine wood; (unsere Kinder sind bei solchen Gelegenheiten zur Hälfte im weichen Holz-Moos-Gemisch verschwunden) at other times, when attempting to lean against a firm tree, one was startled by finding a mass of decayed matter ready to fall at the slightest touch. We at last found ourselves among the stunted trees, and then soon reached the bare ridge, which conducted us to the summit. Here was a view characteristic of Tierra del Fuego; irregular chains of hills, mottled with patches of snow, deep yellowish-green valleys, and arms of the sea intersecting the land in many directions. The strong wind was piercingly cold, and the atmosphere rather hazy, so that we did not stay long on the top of the mountain. Our descent was not quite so laborious as our ascent for the weight of the body forced a passage, and all the slips and falls were in the right direction. „1

Unsere Beine sind daher etwas lahm geworden und wir beginnen die ersten beiden Tage mit eher kurzen einfachen Wanderungen entlang des Sees. Am dritten Tag nehmen wir uns die erste ernstzunehmende Tour vor. Es geht hoch zum Cerro Lopez. Ziel ist Refugio Lopez auf 1718 Meter, d.h. es sind knapp 1000 Höhenmeter zu bewältigen, einmal rauf und dann auch wieder runter. Oben ist es bitter kalt, die Wolken hängen tief, der Blick geht weit in die Anden und nach Westen zu der Patagonischen Pampa.

Darwin hat in Feuerland und Patagonien viele Monate verbracht und er war offensichtlich von Flora und Fauna wenig begeistert. Uns erschien es eher wie ein normaler Prozess des Wachstums und Sterbens, auch wenn die vielen heftigen Stürme ihre Spuren deutlich hinterlassen. Hier in der Region de los Lagos hinterlassen die vulkanischen Aktivitäten ihre Spuren. Während wir durch die Wälder gingen, schätzen wir, dass etwa die Hälfte des Baumbestandes kahl und abgestorben in den Himmel ragt. Das ist vermutlich noch auf die Eruption des Puyehue Vulkans zurückzuführen.

1 – aus „The Voyage of the Beagle“ von Charles Darwin (public domain book S. 248 f)

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