… und noch immer kein Wind

26.05. bis 01.06.2019 – Side – Terikova – Olympos –  Porto Genevis Koyu (Cineviz Limani) – Finike – und noch immer kein Wind

Nachts ist es schrecklich laut in der Marina von Alanya. Es gibt eine open air Disco direkt am Kai, die bis in die frühen Morgenstunden Party macht. Das half natürlich nicht beim Auskurieren meiner Erkältung. So machten wir uns schnellstmöglich wieder auf den Weg, nächster Stopp ist Side. Der ehemals bedeutende antike Hafen von Side ist auch heute noch in Betrieb und wir hatten uns vorgestellt, dass wir dort mit Aussicht auf die Ruinen des Apollon-Tempels eine Nacht verbringen würden. Nachdem wir von der See aus einen Blick in den Hafen geworfen haben, änderten wir jedoch schnell unsere Pläne, der ist wirklich sehr klein und eng und zudem voll mit Touristenbooten. Also ankerten wir um die Ecke, vorm Stadtstrand auf 3 Meter Tiefe und sandigem Grund. Der Anker hält, die Crew geht an Land, ich liege im Bett, trinke Tee und fühle mich immer noch ziemlich krank.

Wiederaufgebauter Ecke des Portikus – Apollon-Tempel in Side

Kalibu in der Bucht von Side

27.05.2019 Auch Side scheint eine angesagte Partylocation zu sein. Das hätte ich so nicht erwartet, aber bis morgens um vier dröhnte lautstark die Discomusik zu uns rüber. Nach einem schnellen Frühstück geht es daher Tags drauf weiter Richtung West. Die 35 Meilen entfernte kleine Bucht von Terikova, auch ein antiker Hafen, ist unser nächstes Ziel. Leider gibt es absolut null Wind zum segeln, totale Flaute. Unser Reiseführer spricht zwar von lokalen Land- und Seewinden, die regelmässig auftreten, aber es ist wohl noch zu früh in der Saison und die Temperaturunterschiede zwischen See und Land sind wahrscheinlich noch nicht ausgeprägt genug.
Der Hafen von Terikova ist im Gegensatz zu Side weitestgehend zerstört, die Reste der Hafenanlagen verteilen sich gleichmässig in der kleinen Bucht. Das Wasser ist zwar superklar, aber genau das macht es schwierig einen geeigneten Ankerplatz zu finden. Irgendwie sieht es überall so aus, als ob der Anker sich hoffnungslos zwischen den antiken Mauerblöcken verkanten könnte. Ich will eigentlich schon umkehren, aber Thomas besteht darauf weiter zu suchen. Am Ende finden wir dann doch noch ein sandiges Fleckchen und bleiben zwei Nächte. Ich hüte nach wie vor das Bett. Thomas und Olaf unternehmen einen Ausflug in den nahegelegenen Urlaubsort Camyuva wo Thomas eine neue Lichtmaschine für Kalibu kauft. Es stellt sich raus, die ist wenige Zentimeter zu gross und wird am nächsten Tag wieder zurückgebracht. Die Werkstatt prüft nun unsere alte Maschine und erklärt sie für funktionstüchtig. Unsere Batterien werden trotzdem nicht geladen. Immerhin eine Fehlerquelle weniger. Die Suche geht weiter. Olaf besucht die Ruinen.

 Blick auf die Ruinen der Hafenanlage von Terikova und die dahinter liegenden Ausläufer des Taurusgebirges, das noch Schneefetzen vom Winter zeigt

29.05.2019 Immer noch kein Wind in Aussicht. Wir wollen trotzdem weiter und motoren bis zur antiken Stadt Olympos, wo wir vor einem langen Kieselstrand ankern und mit unserem Tender die Ruinen besuchen. Die Ausgrabungsarbeiten sind voll im Gang, die grosse Tempelanlage, die von einem Kran mit riesiger türkischen Flagge dominiert wird und die Befestigungsbauten auf einem Felsvorsprung dürfen wir nicht besichtigen. Das ist zwar ein bisschen schade, aber die Ruinen sind uns gar nicht so wichtig, wir geniessen vielmehr die Atmosphäre dieses landschaftlich wunderschön gelegenen, verwunschenen Ortes.

Kalibu am Strand von Olympos

Unterwegs in Olympos

Anitke Nekropole von Olympos

Vor dem wenig geschützten Strand können wir in der Nacht nicht bleiben, wir haben uns eine gut geschützte Bucht, Porto Genevis Koyu, etwas weiter westlich gelegen für die Nacht ausgesucht. Diese Bucht ist schon ziemlich voll mit lokalen Ausflugs- und kleinen Fischerbooten. Wir drängeln uns dazwischen und legen eine Landleine zu einem Busch am Strand. Das macht Sinn, damit möglichst viele Boote Platz finden. Nach Sonnenuntergang wird es friedlich, wir sind alleine mit den Fischern. Die Bucht erinnert uns ein kleines bisschen an Patagonien: Kieselstrand mit bewaldeten Hügeln und kahlen schneebedeckten Bergen im Hintergrund.


Zwei Tage entspannen …


… na ja nicht ganz, auf einem Segelboot ist immer etwa zu tun, heute reinigen wir das Unterwasserschiff.

Das Sommerlager der Fischer – erstaunlich, dass sie hier, in einem ausgewiesenen Naturschutzgebiet, ihre Hütten aufbauen dürfen. Die Tradition scheint jedoch weit zurück zu reichen, neben den ersten Steinhäusern stehen heute einfache Holzhütten und vermutlich recht aktuell mit Plastikplanen verkleidetet Fachwerk-Konstruktionen. So kann man die Entwicklung des informellen Bauens in der Türkei anschaulich nachvollziehen ;-).

01.06.2019 Kaum erwähnenswert, noch immer kein Wind in Aussicht, wir motoren die 19 Meilen von Porto Genevis nach Finike. Die Marina ist sympathisch, die Mitarbeiter nett und zuvorkommend, die anderen Segelboote sind meist bewohnt und man heisst uns willkommen. Ein neuer Agent muss engagiert werden, um Olaf wieder aus der Crewliste raus zu nehmen. Kalibu braucht dringendst eine Reinigung, innen, aussen, eigentlich rundum. Schoten, Leinen, Segel, … alles muss so nach und nach gründlich gewaschen werden. Den Sand aus dem Roten Meer finden wir überall. Ein langwieriger Prozess, den wir bereits in Israel in Angriff nahmen, aber der Wüstensand ist hartnäckig, hat sich überall festgesetzt und wird uns wohl noch eine Weile begleiten.

Thomas und Olaf vorm Marinabüro bei der Planung unseres kleinen Landausflugs

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