Richtung Kapverdische Inseln

15.01.2015

Ein kleiner Vorgeschmack auf das was noch kommen wird!

Wir machen heute klar Schiff. Die letzten Vorbereitungen und Kontrollgänge (auch auf den Mast ganz nach oben) und am Nachmittag werfen wir die Leinen los mit Ziel Capo Verde.

La Restinga liegt in der sogenannten „acceleration zone“ von El Hierro, d.h. hier ist die Windstärke in der Regel 10 Knoten höher, als die allgemein vorherrschende. Gestern habe ich im Hafen 40 Knoten gemessen. (Für alle Nichtsegler: 40 ist ein stürmischer Wind und das obere Ende von Windstärke 8. Ab 41 Knoten beginnt Sturm.) So ist es nicht verwunderlich, dass wir heute mit 20 – 22 Knoten Fahrtwind die Insel schnell im Norden liegen lassen (Nochmals für die Nichtsegler: bei achterlichem Wind ist der wahre Wind meist rund 5 Knoten stärker.) Allein die Yankee bringt Kalibu mit 7 Knoten/h voran.
Schon bald türmen sich die ersten ungebremsten Atlantikwellen auf und wir stellen uns auf einen unruhigen Segelschlag ein. Die GRIB-files versprechen Wellen zwischen 3.6 und 3.8 Meter. In weiser Voraussicht habe ich mehrere Malzeiten vorgekocht. Die Wellen kommen von hinten und Kalibu rollt unangenehm von einer Seite zur anderen.

16.01.2015

Seit langem mal wieder eine „durchsegelte“ Nacht.

Was das Wachsystem angeht haben wir nicht so sehr viel experimentiert, sondern gleich mit 4 h begonnen. Das passt ganz gut zu unserem Biorhythmus. Nach dem Abendessen übernimmt Thomas die erste Schicht, so bis ca. 1 Uhr nachts. Ich mache dann die 2. bis 5 Uhr morgens, Thomas bis 9, ich bis 12. Der Nachmittag ist flexibel, weil eh jeder wach ist. Mittagessen und Abendessen sind immer gemeinsam. Das Frühstück macht sich jeder wie er möchte. Die Kinder frühstücken häufig gegen 9 mit mir.
Dieses System funktioniert natürlich nur, wenn wir nicht von Hand steuern. Bei Handsteuerung schaffe ich nicht viel mehr als 2 Stunden. Thomas ist ausdauernder.

Wir haben fast Neumond und einen unbewölkten Himmel. Die Milchstrasse zeichnet sich deutlich ab. Auch Orion und natürlich kleiner und grosser Wagen sind da. Immer wieder faszinierend wie viele Sterne am Nachthimmel auftauchen, die man in Berlin nicht mal erahnen kann.

Der Tag verläuft ruhig. Wir machen bei Beaufort 4 von achtern nur noch 5 bis 6 Knoten Fahrt. Versuchen es mal mit zwei Vorsegeln, mal mit Vorsegel und Groß, mal nur mit der Yankee …
Am Ende stellen wir fest, allein die Yankee reicht aus. Darüber hinaus mehr qm Segelfläche bringen nicht mehr Fahrt. Die Wellen sind zu hoch und durch das ständige Rollen des Bootes fallen die Segel entweder ein oder verdecken sich gegenseitig.

Gegen Abend frischt der Wind, so wie es die GRIB-files vorhergesagt haben, auf.

17.01.2015
Das sind Wellen!

Nicht nur der Wind hat aufgefrischt. Um die 25 Knoten Fahrtwind bzw. rund 30 Knoten wahrer Wind. Auch die Wellen nehmen beachtliche Ausmasse an. Ab Mittag haben wir irgendwas zwischen 3 und 4 Metern erreicht. Hier eine präzise Aussage zu machen, ist fast unmöglich. Leider habe ich keine wasserdichte Kamera und es gibt keine Fotos davon. Immer wieder kommt Gischt über und es findet auch mal die ein oder andere Welle ihren Weg in das Cockpit. Ich muss mir wohl eine wasserdichte Box für die Kamera kaufen. Einen Vorteil hat es, das Rollen des Bootes ist nicht mehr ganz so unangenehm. Dafür wird die Nacht aber kalt! Kaum zu glauben, dass wir nur 200 Meilen von der Westafrikanischen Küste entfernt sind.

Heute sehen wir das zweite Schiff auf dieser eher einsamen Passage. Das erste tauchte in der Nacht auf, verfolgte uns eine Weile, um dann einen anderen Kurs einzuschlagen. Zoe möchte, dass wir Funkkontakt aufnehmen. Wir erfahren, es sind Briten, die von Santa Cruz, Teneriffa nach Grenada, Karibik segeln. Wir wünschen uns eine gute Reise.

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18.01.2015
Noch ein bewölkter Tag und viele Delphine.

Die Nacht ist kalt, mondlos und dunkel. Der Wind kommt unverändert aus NO und nimmt im Laufe des Tages ab, um gegen Abend wieder aufzufrischen. Die Wellen sind immer noch zwischen 3 und 4 Meter hoch. Yankee und Groß sind gerefft. Am Ende entscheiden wir uns für die ungereffte Yankee. Damit macht Kalibu bequem 6 Knoten Fahrt und das reicht uns.

Gegen Abend besuchen uns viele kleine Delphine. Plötzlich tauchen sie vor uns auf und machen sich einen Spaß daraus ganz knapp vor unserem Bug hin und her zu schwimmen.Vielleicht ist es ja eine Mutprobe? Und sie schwimmen und springen wirklich synchron, mal zwei mal vier … es macht Freude ihnen zuzusehen. Sie begleiten uns etwa eine halbe Stunde.

19.01.2015
Endlich wieder Sonne.

Die Wolken haben wir hinter uns gelassen und es wird ein sonniger Tag. Die üblichen 20 Knoten Passatwind stellen sich wieder ein und wir rollen fürchterlich von einer zur anderen Seite. Bei den Bedingungen zu kochen ist eine echte Herausforderung. Die Speisekarte ist einfach – Spagetti mit Tomatensosse, Kartoffelsalat mit Würstchen, Minestrone und wieder Spagetti mit Tomatensosse …
Abwechslung bringt Fisch Nr. 3. Wieder eine Goldmakrele (denke ich).

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20.01.2015
Wir schaffen es nicht vor Sonnenuntergang.

Der Wind nimmt weiter ab und es ist abzusehen, dass wir es nicht vor Sonnenuntergang in den Hafen von Mindelo schaffen. Wir sind nicht sicher, ob eine Anfahrt bei Nacht gefahrlos möglich ist. Unser Pilothandbuch sagt ja, der Trans-Ocean Stützpunkt rät ab.
Wir gehen auf Nummer sicher, reduzieren die Segelfläche, üben auch mal Beidrehen und stellen uns auf eine weitere „rollende“ Nacht ein.
Am Ende bereuen wir die Entscheidung. Die Schiffsbewegungen waren bei der geringen Geschwindigkeit mehr als unangenehm und am Morgen stellt sich heraus, der Hafen ist problemlos anzulaufen. Wir werfen auf 5 Meter über Sandgrund Anker und frühstücken erst einmal in aller Ruhe.

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2 Gedanken zu „Richtung Kapverdische Inseln“

  1. Hallo Ihr Lieben,
    Glueckwunsch fuer die Ueberfahrt. Sehr spannend. Liest sich ja wie Joseph Conrad! Und tolle Bilder.
    Bin gespannt wie es weiter geht.
    Viele Gruesse
    Micha

  2. Ich muss Micha Recht geben. Liest sich spannend.
    Mal sehen wie es weitergeht.

    Mast und Schotbruch wünschen die Landratten aus Schwerin

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