Der Pedro Branco ist nicht zu übersehen

… aber wir haben doch den Weg nicht gefunden.

Nachdem uns Richard**, der Parkwächter, nicht erlaubte den Rio do Boi entlang zu wandern – zu gefährlich sagte er – folgten wir seinem Rat und machten uns auf den Weg zum Pedro Branco. Wandern in Brasilien kann mitunter kompliziert sein, es wird in der Regel empfohlen sich einen Führer zu besorgen. Das ist für den normalen Mitteleuropäer, der mit Steinmännchen und Farbmarkierungen an Bäumen aufgewachsen ist, natürlich eigenartig und wir versuchten es auf eigene Faust. Wir scheiterten aber schon an der Strasse zum Ausgangspunkt der Wanderung. Plötzlich standen wir mit unserem Mietauto vor einem Fluss, den man sicher in weniger regenreichen Tagen problemlos queren kann, aber wir waren skeptisch. Neben uns stand ein Brasilianer, der sich auch nicht sicher war, ob er es wagen soll oder besser nicht.

Das Auto blieb am Wegrand stehen und wir nahmen die erste, für unsere Verhältnisse improvisierte, aber wunderbar funktionierende Seilbrücke. Spätestens an der ersten Weggabelung stellten wir dann fest, wir wissen nicht wo es lang geht. Inmitten von Bananenplantagen und dichtem Wald, konnten wir den Pedro Branco nicht mehr sehen. Wir fragten uns bei den Farmern durch und jeder schickte uns in eine andere Richtung. Am Ende gaben wir auf. Trotzdem war es eine schöne Wanderung, vor allem wegen der vielen Seilbrücken. Da zahlt sich das Hochseilgartentraining in Berlin doch aus 😉

Am letzten Tag in der Serra do Faxinal erfahren wir, dass unsere Pousada in Familienbesitz ist. Das ganze Land, das man von dort oben sieht, gehört auch der Familie. Wie in Brasilien üblich, ist es an kleine Bauernbetriebe verpachtet. Die leben hier vor allem vom Anbau von Tabak, Maracuja und Bananen. Die Landwirtschaft wird noch wie vor 100 Jahren betrieben. Einziger Unterschied, es gibt ein paar moderne Traktoren. Die Bauernhäuser sind einfache Holzkonstruktionen, manchmal auch Stein, und fast schon typisiert. Daneben, also auch direkt neben dem Feld, stehen die Häuser, in denen der Tabak mittels heisser Luft getrocknet wird. Offensichtlich geht es den meisten Bauern ganz gut. Nicht allen, aber das Leben hier ist auf jeden Fallen besser als in der Favela in der Stadt.

In vielen Regionen Brasiliens wurden diese Strukturen von den Großgrundbesitzern zerstört. Mit modernen Maschinen und wegen der Aussicht auf grösseren Profit, wurde den einfachen Bauern ihre Einkommensgrundlage entzogen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als in der Hoffnung auf Gelegenheitsjobs in die Stadt zu ziehen.

** Im Süden von Brasilien gibt es viele Deutsche Einwanderer, die vor zwei oder drei Generationen hierher kamen. Immer wieder treffen wir Brasilianer, die uns erfreut in Deutsch ansprechen. Manche können nur noch einige Worte und wie bei Richard, dem Parkwächter, erinnert nur noch der Name an die deutsche Herkunft. Es gibt aber auch noch welche, wie die Verkäuferin im Elektronikladen gestern, die sehr gut Deutsch sprechen.

Vielleicht kann Brasilien für Deutschland heute ein Vorbild sein. Die Deutschen hier sind genauso wie die Italiener oder Japaner oder Westafrikaner wunderbar integriert. Die Vielfalt an Kulturen hat das Land in vielerlei Hinsicht bereichert.

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